Dreitägige Veranstaltung zieht Forschende aus ganz Deutschland an
In ihrer Begrüßung hob Prof. Katja Scholz-Bürig, Vizepräsidentin für Studium und Lehre, die Bedeutung der Genderforschung für die Hochschule hervor: „Wenn dieser Bereich aufhört zu forschen, wenn dieser Bereich weniger laut wird, dann bin ich mir sicher, dass in vielen Bereichen Menschen wieder in alte Verhaltensmuster zurückfallen.“
Die Zukunft der Genderforschung hatten auch die Mitglieder des Netzwerkes Genderforschung der HAWK im Blick, als die Idee zur Gender Autumn School entstand. „Wir haben uns gefragt, wie wir auch jüngere Wissenschaftler*innen für diese Themen gewinnen können“, erklärt Nicola Hille, Hauptberufliche Gleichstellungsbeauftragte der HAWK und eine von 3 Sprecherinnen des Netzwerkes. Darum seien auch explizit Masterstudierende zur Gender Autumn School eingeladen gewesen.
Doch bevor die Teilnehmenden den Blick in die Zukunft richteten, nahm Dr. Tanja Paulitz, Professorin für Kultur- und Wissenssoziologie an der TU Darmstadt, sie mit auf eine Reise in die Entwicklung zentraler Begriffe und Theorien. In ihrer Keynote beleuchtete sie kritisch die Herkunftsgeschichte des Genderbegriffes. Dabei werde die Unterscheidung zwischen Sex und Gender zwar in der Literatur als Meilenstein gewürdigt, gleichzeitig übersähen Autor*innen dabei die Vielfalt der feministischen Theoriegeschichte und interpretierten die Sex-Gender-Unterscheidung in der Rückschau als Konsens. In diesem Zusammenhang spricht sich Paulitz für einen offenen Diskurs über Begriffe in der Genderforschung aus.
Im weiteren Programm der Gender Autumn School unter dem Titel „Bildung – Macht – Arbeit“ wartete auf die Teilnehmenden eine große thematische Vielfalt: Workshops zu Genderaspekten in Arbeitsbeziehungen oder Antifeminismus an Hochschulen, ein Impulsvortrag zum (gender-)gerechten Stadtraum und eine Ausstellung zu „Queer History & Querfeindlichkeit“ sind nur einige Beispiele aus dem Veranstaltungsprogramm.
„Der interdisziplinäre Austausch war äußerst wertvoll und hat verdeutlicht, wie viele Schnittmengen bereits bestehen. Für die Ingenieurwissenschaften konnten wir zahlreiche relevante Anregungen und Impulse mitnehmen“, so Prof. Dr. Ute Brüseke, Professorin an der Fakultät Ressourcenmanagement und zweite Sprecherin des Netzwerks Genderforschung.
„Wir konnten ein spannendes, hochkarätiges Programm zusammenstellen mit Mitgliedern aus dem HAWK-Netzwerk Genderforschung und externen Referent*innen“, berichtet Prof. Dr. Leonie Wagner, Dekanin der Fakultät Soziale Arbeit in Holzminden und dritte Sprecherin des Netzwerks Genderforschung. Sie sei begeistert von der guten Atmosphäre und den intensiven Diskussionen unter den Teilnehmenden, die aus ganz Deutschland nach Hildesheim gekommen sind.
Für gute Stimmung sorgte am Abend dann zusätzlich das öffentliche Gender Impro-Theater des Ensemble Improsant, dessen Auftritt durch die Förderung der Sparkasse Hildesheim/Goslar/Peine und der Friedrich Weinhagen Stiftung möglich wurde. Beatriz Beyer, Thius Vogel, Lotte Kaletsch und Lukas Liebich sammelten Eindrücke aus dem Tagesprogramm, um sie – zusammen mit Ideen aus dem Publikum – in kleinen, blitzschnell improvisierten Darbietungen zu verarbeiten. Dabei sorgten sie bei den Zuschauenden durch überspitzte bis absurde Szenen und Improvisationsherausforderungen immer wieder für lautes Gelächter. So freundet sich Schneewittchen in der Märchenversion von Improsant am Ende mit ihrer Stiefmutter an, die eigentlich gar nicht böse, sondern nur Opfer des allgegenwärtigen Schönheitswahns ist. Und am Ende ist das Publikum zu Gast in einer Talkshow in dem eine renommierte Wissenschaftlerin ihre neueste Errungenschaft vorstellt: das Verhütungspflaster für den Mann, das im Dunkeln leuchtet.
Anastasia Bobrova ist aus Paderborn zur Gender Autumn School angereist und hat sich das Impro-Theater mit Begeisterung angeschaut. „Es gibt gute Impulse und nimmt ein bisschen die Ernsthaftigkeit aus der Thematik, ohne es lächerlich zu machen.“ „Heute haben wir uns sehr viel mit wissenschaftlichen Fakten, Daten und Forschungsmethoden auseinandergesetzt – alles sehr seriös und ernst“, findet auch Susanna Pförtsch vom Gleichstellungsbüro der HAWK. „Da war es jetzt total schön, dass einfach mal gelacht werden konnte und Albernheit und Witz dabei war.“
Johanna Redler, Projektmitarbeiterin im Netzwerk Genderforschung und Organisatorin der Autumn School bilanziert: „An der HAWK konnte wissenschaftliche Exzellenz im Bereich der Genderforschung präsentiert werden. Die Gender Autumn School war ein voller Erfolg!“