11. Partnerschaftssymposium: Kooperation, Fachaustausch und ein Abschied
„Die Partnerschaft ‚Plasma for Life‘ ist ein Motor für die Hochschule gewesen. Wir haben durch die Fördergelder dort etwas entwickeln können, gemeinsam mit den regionalen Unternehmen, was wirklich zu neuen Produkten, zu neuen Ideen, zu neuen Förderprojekten geführt hat“, so Prof. Dr. Wolfgang Viöl über das Kooperationsprojekt. Bereits zum elften Mal fand das Partnerschaftssymposium „Plasma for Life“ in Göttingen statt.
In der Sheddachhalle am Gesundheitscampus Göttingen wurde erneut das Prinzip des vernetzten Austauschs in den Mittelpunkt gestellt. Das süd-niedersächsische Cluster für Plasma-, Laser- und Optiktechnologien bietet Vertreter*innen aus Wissenschaft und Industrie weiterhin eine bewährte Plattform, gemeinsam an Lösungen entlang der gesamten Technologiekette zu arbeiten.
Magnus Milde, Ministerialrat im Bundesministerium für Forschung, Technologie und Raumfahrt skizzierte zu Beginn, wie Transferstrukturen primär dazu beitragen, Forschungsimpulse regional wie international wirksam entfalten zu lassen: „Die HAWK hat sich insgesamt erfreulich entwickelt. Das zeigt natürlich die Leistungsfähigkeit der HAWK, und aber auch exemplarisch eindrucksvoll die komparativen Vorteile dieses Hochschultyps.“
Dr. Bernd Schieche, seit 8 Jahren Clustermanager von „Plasma for Life“, sagte als Fazit zur Veranstaltung und der Partnerschaftstreffen-Formate: „Ich nehme mit, dass wir hier, das sage ich mit Freude und Stolz, die interdisziplinäre Vermittlungsplattform zwischen Wissenschaft, das Engineering der HAWK und der Wissenschaft mit der Wirtschaft unter Zuhilfenahme der Netzwerke etabliert haben.“ Dies helfe in Richtung Beschleunigung und Intensivierung von Innovationen sowie dem Transfer.
Im Zentrum standen auch in diesem Jahr die deutliche internationale Prägung sowie das Spannungsfeld von Forschung, Anwendung und regionalem Technologietransfer.
Die Veranstaltung war wieder von gemeinsamen Impulsvorträgen und parallell laufenden Breakout-Sessions geprägt. Prof. Dr. Ronny Brandenburg vom Leibniz-Institut für Plasmaforschung aus Greifswald gab einen umfassenden Einblick in die aktuellen Möglichkeiten und Herausforderungen der Plasmadiagnostik. Dabei beleuchtete er Verfahren wie elektrische und optische Diagnostik sowie Emissions- und Laserdiagnostik in konkreten Anwendungsbeispielen – von der Barrierenentladung bis hin zu Plasmajets. Er empfand das Treffen und den Austausch zwischen Wirtschaft und Wissenschaft als gewinnbringend: „Am Ende sollte die Anwendung ja bestimmen, welche Fragen wir uns im Labor stellen. Und da ist es wichtig zu erfahren, wo der Trend hin in den Anwendungen geht, welche Problematiken auftreten: was will man verstehen, was hat man schon gut verstanden, was es noch nicht gut verstanden?“, so Brandenburg weiter.
Prof. Dr. Jannis Hagenah, Universitätsmedizin Göttingen, präsentierte statt eines geplanten anderen Redners Einblicke in die Robotik und Künstliche Intelligenz mit besonderem Fokus auf klinische Abläufe, Datenintegration und Entwicklung digitaler OP-Säle. Hagenah betonte die Notwendigkeit interdisziplinärer Forschung, insbesondere wenn technische und medizinische Systeme immer enger zusammenwachsen.
Im Themenfeld der optischen Plasmatechnologien hoben Prof. Sid Ahmed Beldjilali von der Université des Sciences et de la Technologie d’Oran in Algerien und Prof. Dr. Christoph Gerhard von der HAWK-Fakultät Ingenieurwissenschaften und Gesundheit besonders die Anwendung laserinduzierter oberflächenspektroskopischer Methoden hervor und verdeutlichten, wie daraus neue Diagnoseverfahren entstehen. Einen weiteren Akzent setzte der Vortrag von Dr. Heinz Busch zu biokompatiblen Beschichtungen, die auch in medizintechnischen Anwendungen genutzt werden, etwa zum verbesserten Korrosionsschutz oder in Filtern für Sepsis-Patienten.
Die Breakoutsessions, die in diesem Jahr besonders vielfältige Themen aufgriffen, lieferten Querschnitte durch die Plasmaforschung: Im Bereich Plasma-Hygiene etwa wurden aktuelle Ansätze zur Dekontamination von Luftfiltern und zur Milbenbekämpfung in der Geflügelhaltung vorgestellt.
Eine medizintechnische Session beschäftigte sich u. a. mit transkranieller Stimulation und photonischen Diagnoseverfahren, deren Bildgebung vielfach schon KI-Methoden integriert. Im Themenschwerpunkt „Plasma in Optik und Lasertechnik“ diskutierten die Teilnehmenden neue Plattformen und Analysestrategien, etwa im Kontext von Solarzellenfertigung und Oberflächenanalytik. Praxisnahe Berichte zu Life Science Engineering, Green Engineering und Ökosystemen rundeten das Bild ab, wobei nachhaltige Anwendungen und ressourcenorientierte Ansätze in Forschung und Praxis in den Vordergrund rückten. Zudem gab es einen Ausstellungsmarkt von Netzwerkpartnerfirmen im Foyer der Veranstaltung.
Derzeit wird an einer Fortsetzung der Partnerschaft, deren Finanzierung zum 31. August 2025 ausgelaufen ist, gearbeitet: In der aktuellen Intensivierungsphase sollen sowohl die strategische Kooperation mit Unternehmen als auch die Einbindung von Forschungspartnern weiter ausgebaut werden.
Prof. Wolfgang Viöl brachte die Zielrichtung auf den Punkt: „Wir sehen es heute mit 155 Teilnehmern. Die Teilnehmerzahl ist immer weitergewachsen. Das wollen wir weiterentwickeln und da gibt es viele, viele Ansätze“.
Clustermanager Dr. Bernd Schieche ergänzte: „Alle Partner aus Wirtschaft und Wissenschaft sagen uns: macht weiter!“. An einer Verstetigung mit Mitteln auslaufenden und geplanten Förderungsanträgen werde derzeit gearbeitet.
„Wir sind sehr zuversichtlich und planen auch schon für nächstes Jahr ein Partnerschaftstreffen in ähnlicher Form“, so Prof. Dr. Christoph Gerhard zur Perspektive des Netzwerks. Das kontinuierliche Wachstum der Teilnehmendenzahl und die verstärkte internationale Einbindung, die ihn persönlich besonders freue, signalisierten laut Gerhard eine positive Entwicklung für das gesamte Partner-Netzwerk.
Es war auch ein Treffen des Abschieds: In einem persönlichen Beitrag ehrte Christoph Gerhard Prof. Dr. Wolfgang Viöl ihn als scheidenden Partnerschaftssprecher, mit einem eigens verfassten Gedicht. Das Gedicht würdigte nicht nur Viöls Lebensweg, sondern spannte einen historischen Bogen von der frühen Plasmaforschung in Göttingen bis zum heutigen Stand des Netzwerks. Passend zur Zeile „Du hast in all den langen Jahren Leuchtfeuer initiiert und etabliert“ erinnerte Gerhard damit an die vernetzende und impulsgebende Rolle Wolfgang Viöls für das gesamte Umfeld.
Und es gab auch das passende Geschenk dazu: Ein mit Solarzellen ausgestatteter, in den Hochschullaboren von seinen Mitarbeitenden hergestellter Leuchtturm.
Ein Leuchtturm zum Abschied: Partnerschaftssprecher Prof. Dr. Wolfgang Viöl wurde mit einem Geschenk geehrt
Prof. Dr. Christoph Gerhard hielt eine Laudatio in Reimen
Eröffnete das 11. Partnerschaftstreffen: Clustermanager Dr. Bernd Schieche
Grußwort von Ministerialrat Magnus Milde (BMFTR)
Das Foyer beim Partnerschaftstreffen war wieder ein Ort der Begegnung