Fokus auf nachhaltige Vereinbarkeit von Beruf, Studium und Familie
Für die HAWK ist die erneute Auszeichnung vor allem eine Bestätigung. Nicola Hille, hauptamtliche Gleichstellungsbeauftragte der Hochschule, sagt: „Es ist eine große Ehre, jedes Jahr aufs Neue zu den Ausgezeichneten zu gehören.“ Auch Merle Klintworth, Referentin für den Familienservice des Gleichstellungsbüros, weist auf die Signalwirkung dieses Siegels hin: „Es ist wichtig, für die Hochschule in Hildesheim präsent zu sein, teilzunehmen und auch deutlich zu machen, dass wir eine familienfreundliche Hochschule sind“, so Merle Klintworth. Das Gütesiegel sei, so die Beteiligten, keineswegs eine Selbstverständlichkeit oder reine Formsache.
Die feierliche Übergabe des Gütesiegels für Familienfreundlichkeit und Barrierefreiheit an die HAWK fand im Gustav-Struckmann-Saal des historischen Rathauses Hildesheim statt. Insgesamt beteiligten sich diesmal 31 Unternehmen und 10 Vereine. Oberbürgermeister Dr. Ingo Meyer betonte, dass dieses Gütesiegel inzwischen echte Tradition habe: „Die Stadt vergibt dieses Siegel nun seit zwanzig Jahren – das ist ein Jubiläum, das es zu würdigen gilt.“ Die hohe Zahl und Diversität der diesjährigen Preisträger zeigten, dass die gesellschaftliche Akzeptanz von Familienfreundlichkeit und Barrierefreiheit in der Stadt weitergewachsen sei.
Gerade dieser Anspruch prägte die letzten Jahre der HAWK: Die Hochschule baute entsprechende Beratungs- und Unterstützungsangebote für Studierende und Beschäftigte mit Familienverantwortung kontinuierlich aus. Dazu zählt etwa ein umfassendes Beratungsportfolio – neben klassischen Anlaufstellen wie dem Familienservice gibt es auch spezielle Angebote wie das Abschlussstipendium für Studierende und Promovierende mit Familienverantwortung sowie eine flexible Kinderbetreuung, die in Notfällen kurzfristig einspringt, etwa wenn Schule oder Kita unerwartet schließen oder der Babysitter ausfällt, so Merle Klintworth.
Neu am HAWK-Standort Hildesheim sind zudem die sogenannten Kidsboxen, flexible mobile „Kinderzimmer“ auf Rollen. Sie können in Seminarräume oder Büros gebracht werden, wenn Kinder kurzfristig anwesend sein müssen. „Wir haben jetzt auch an der HAWK in Hildesheim drei der mobilen Kidsboxen, die ausgeliehen werden können, wenn kurzfristig Bedarf besteht. Sie werden sehr gut angenommen“, erklärt Merle Klintworth.
Großen Wert wird an der HAWK auch auf die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben für Beschäftigte gelegt. Die Bedeutung der Themen wird nicht zuletzt durch die Forschung bestätigt: Familienfreundlichkeit ist ein zentrales Kriterium für junge Erwachsene, die zwischen Studium, Beruf und Privatleben zunehmend passgenaue Lösungen suchen.
Im Rahmen der Bewerbung wurde auch die Barrierefreiheit an den teilnehmenden Institutionen bewertet. An der HAWK stellt sich dies in Form der barrierefreien Zugänge zu den Hochschulgebäuden dar. Wichtig sind außerdem die Beratungsangebote für Beschäftigte bei der Schwerbehindertenvertretung, bei der Senatsbeauftragten für Studierende mit Beeinträchtigungen und chronischen Erkrankungen und den Inklusionsbeauftragten der Fakultäten hervorgehoben. Studierende mit chronischen Erkrankungen und Behinderungen werden hier zum Beispiel zur Beantragung des Nachteilsausgleichs für Prüfungen beraten.
„Wenn man mit körperlichen Einschränkungen irgendwo hin möchte und nicht hineinkommt, ist das für den Alltag ein großer Nachteil“, unterstrich Ingo Meyer in seiner Rede. Die Entstehungsgeschichte des Siegels, die vor zwei Jahrzehnten mit der Idee eines lokalen Bündnisses für Familienfreundlichkeit begann, erläuterte der stellvertretende Bürgermeister Dr. Ulrich Kumme, der das Siegel 2005 mitinitiiert hatte, noch einmal rückblickend: „Wir hatten damals kein Geld, aber einen direkten Zugang zur Verwaltung und engagierte Mitarbeiter*innen.“ Der institutionelle Wandel wurde vom Engagement einzelner Beschäftigter ebenso geprägt wie von politischen Impulsen, nicht zuletzt durch die Bundes- und Landespolitik.
In einer Laudatio blickte Katrin Jahns, die langjährige, frühere Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Hildesheim, auf zentrale Stationen im Netzwerk zurück: „Es war eine kühne Idee – denn finanziell betrachtet lohnt es sich betriebswirtschaftlich selten, in Familienfreundlichkeit oder Barrierefreiheit zu investieren". Im Namen aller Aktiven dankte sie den Initiator*innen.
Die Verleihung schloss mit einem Appell von Ingo Meyer an alle Beteiligten, die Entwicklung auch künftig kritisch und konstruktiv zu begleiten: „Für die zertifizierte Einrichtung ist die Auszeichnung eine Anerkennung ihres Engagements und sie gibt Anreiz, diese Arbeit immer wieder aufs Neue zu analysieren.“