Forschung, Artenvielfalt und Kooperationen für die Region
„Die Bevölkerung vor Ort ist begeistert mit dabei. Wir kommen mit den Menschen immer wieder ins Gespräch über das Projekt und unser ‚Tag der offenen Wiese‘ wurde gut angenommen“, sagt Projektleiter Prof. Dr. Torsten Vor. Er erklärt, dass Streuobstwiesen als eines der artenreichsten Ökosysteme Mitteleuropas gelten. Neben der Pflanzung von unter anderem Apfel-, Birnen- und Kirschbäumen schafft die HAWK durch ergänzende Strukturen – etwa Ansitzwarten für Greifvögel, Hecken oder Steinhaufen – zusätzliche Lebensräume für zahlreiche Tierarten. Die Fläche trägt damit sowohl zum Erhalt von Kulturlandschaften als auch zur Förderung der biologischen Vielfalt bei. Die Verantwortlichen bewirtschaften die Fläche extensiv nach ökologischen Standards und nutzen sie gezielt für die Lehre.
Wo Schafe weiden, wächst Wissen
Studierende der Fakultät Ressourcenmanagement erarbeiten hier unter anderem auch selbständig neues Wissen, beispielsweise zum Thema Biodiversität. So findet demnächst eine Masterarbeit ihren Abschluss, die die Streuobstwiese floristisch kartiert und Erkenntnisse darüber liefern soll, ob es sich empfiehlt, die Fläche zu mulchen oder nicht. Eine Bachelorarbeit analysiert die vorkommenden Käferarten und eine weitere Studienarbeit nimmt eine bodenkundliche Kartierung vor. „Diese Untersuchungen zur Biodiversität machen die Schnittstelle zwischen Theorie und Praxis sichtbar und erfahrbar“, so Torsten Vor. Eine wichtige Rolle für all diese Bereiche spielt auch die extensive, sprich pestizid- und düngemittelfreie Bewirtschaftung des Areals durch die Tiere der Schäferei Bodmann und Rudolph GbR aus Seeburg. Die Schafe sind seit Jahrzehnten zuständig für einen großen Teil der Mahd.
Lernen, vermitteln, vernetzen: Die Streuobstwiese als Begegnungsort
Neben ihrer Bedeutung für Lehre und Forschung ist die Streuobstwiese auch ein Ort des Austauschs mit der Öffentlichkeit. In von Dozierenden, HAWK-Mitarbeitenden und Studierenden angebotenen Führungen und Veranstaltungen erhalten die Gäste wichtige Kenntnisse über die Bedeutung von Biotopen wie den Streuobstwiesen, die vielerorts selten geworden sind. Nicht zuletzt lassen sich praktische Fähigkeiten, beispielsweise der Obstbaumschnitt, vermitteln, auf diesem Gebiet lernt die HAWK auch viel vom Kooperationspartner, dem Landschaftspflegeverband Göttingen. Ende September besuchte zudem eine Gruppe von zehn Studierenden und Landwirt*innen aus Bolivien die Fläche.
Hochschule mit Biss – und eigenem Saft
Die ersten Früchte schmeckten den Angehörigen der HAWK und einigen Menschen, die vorbeikamen, schon in diesem Jahr sehr gut. Wenn es dann in einigen Jahren größere Erntemengen gibt, sollen die Früchte verwertet und beispielsweise als Saft, Essig oder Likör mit einem eigenen HAWK-Label vermarktet werden. Und auch wenn die Obstbäume noch jung sind, zeichnet sich schon jetzt ab, welches Potential in dem Projekt steckt: ein langfristig blühendes und fruchttragendes Biotop, das ökologische, gesellschaftliche und wissenschaftliche Aspekte miteinander verbindet.
Öffentliche Veranstaltungen für Obstliebhaber*inen
Aktuelle Veranstaltungen kündigt die HAWK per Pressemitteilung und über die örtlichen Gemeindeblätter an.
Bildunterschrift Titelbild:
Die HAWK-Mitarbeiterin Carolin Kroneberger beim vorsichtigen Sommerschnitt (HAWK/Die Profilgeber)
Kontakt
- +49/551/5032-172
-
Büsgenweg 1a(Raum GÖK_316)37077 Göttingen
Eckdaten zum Projekt
Studiengänge
Arboristik, Forstwirtschaft
Module
Streuobstwiesen und Pomologie, Obstbaumschnitt und Obstbaumpflege, Veredeln von Gehölzen
Verantwortliche Gruppe
An der Streuobstwiesen-AG für HAWK-Studierende und -Mitarbeitende
Externe Beteiligung
Landschaftspflegeverband Göttingen, Schäferei Bodmann und Rudolph GbR
Zeitraum
20 Jahre gemäß Pachtvertrag für die Streuobstwiese
Ziel
Etablierung der Streuobstwiese, Erhalt seltener, alter und regionaler Obstsorten, Einbindung in die Lehre, Erforschung des Biotops, Beweidung durch Schafe und Verwertung des Obstes als Tafelobst, Saft, Essig, Likör etc.
Vorhandene Obstsorten
Auf 3 Hektar finden sich Kirsch-, Pflaumen-, Zwetschgen-, Apfel-, Birnen-, Pfirsich-, Mandel-, Aprikosen-, Quitten-, Walnuss- und Esskastanienbäume. Insgesamt über 260 verschiedene Sorten.